Bootsleben im Januar . .

Inzwischen hat sich unser Leben hier etwas eingespielt. Unser Tagesablauf beginnt meist mit einigen Frühsportübungen im Hafenbereich an der Wasserkante. Danach geht’s zu den Duschen, die häufig nur lauwarm sind, da sie Solar erwärmt werden. Anfangs haben wir uns darüber geärgert, inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, denn am späten Nachmittag läuft das Wasser dann richtig heiß aus dem Duschkopf. Viele Besatzungen haben sich darauf eingestellt und duschen dann spätnachmittags.

Danach gibts für uns dann eine richtige Vitaminspritze mit vielen verschiedenen Früchten im Müsli. Nach einer Kaffee-/Teepause und etwas digitaler Kommunikation, Büroarbeiten steht dann der Tagesplan an:

Z.B. Einkaufen im Supermarkt oder bei Palmafrut SL unserem Lieblings-Früchte- und Gemüsehändler. Wenn wir dann schon in Los Llanos sind, kann das auch mit einem Besuch bei Feinkost-Lidl kombiniert werden. Weniger häufig fahren wir den Waschsalon ganz in der Nähe an. Hier kann man an den Waschmaschinen zusätzliche Spülgänge programmieren, was Dörtes Waschmittelempfindlichkeit sehr entgegen kommt.

Bei Palmafrut sind wir wieder in einen Kaufrausch gefallen . .

Nicht zu vergessen die Tage, wo an Bord die allgemeine Instandhaltung nötig ist. Von der Beseitigung der Hinterlassenschaften überfliegender Möwen bis zur regelmäßigen Fettung der Toilettenspülpumpe, oder Wassertank nachfüllen, gibt es doch wiederkehrende Arbeiten, die erledigt werden wollen. Manchmal bietet sich auch die Kombination mit allgemeiner Decks- oder auch nur Fensterreinigung an. Ähnlich ist die Lage natürlich auch unter Deck. Es gibt fast immer was zu säubern, besonders wenn gekocht wurde.

Fenderpflege, die Überzüge leiern mit der Zeit auch aus . . .

Gegen Abend zaubert Dörte meist aus den Einkäufen und Vorräten etwas Leckeres, soweit wir nicht unterwegs waren.

Eine größere Aktion war der Einbau des neuen AIS-Transponders. Das alte Gerät hatten wir im Dezember ausgebaut und bei SVB überprüfen lassen. Leider mit dem Ergebnis fehlerhaft und nicht reparabel. Das war ärgerlich, denn die Kiste war nur 3 1/2 Jahre alt und schon Schrott (Fabrikat Aimec). Der chinesische Hersteller gab nur 1 Jahr Garantie, danach war Entsorgung angesagt. So mussten wir in den sauren Apfel beißen und einen neuen Transponder kaufen, diesmal ein Markengerät von Raymarine, mit 8 jähriger Reparaturgarantie. Wie das mit neueren Geräten so ist, einfach austauschen ist nicht. Nun musste eine eigene GPS-Antenne installiert werden, deren Verbindungskabel durchs halbe Boot verlegt wurde. Dazu war das Leerräumen der Backskiste nötig, um eine ordentliche Kabelverlegung zu ermöglichen. Zigmal rein und wieder raus mit Kabelbindern und Seitenschneider war bei den Temperaturen für Felix eine schweißtreibende Angelegenheit. Trotzdem war nach einem Tag das Antennenkabel bis zum Transponder verlegt. Einige Tage später erfolgte die weitere Verkabelung. Dann konnte der erste Test im Hafen stattfinden. Dabei fand Matthias von der SY Shuenga heraus, beim Programmieren der Bootsdaten hatte sich ein Fehler beim Bootsnamen eingeschlichen. Nach der Korrektur desselben stand dann der Seetest an.

Wir nahmen das als willkommene Gelegenheit zu einem Segeltörn im Januar. Nach knapp eintägiger Vorbereitung sind wir dann am 30.01. in See gestochen. Bei anfangs leichten Winden aus Süd und sonnigem Wetter sind wir gen Westen gesegelt. Bald konnten wir die festen AIS-Sender auf La Palma und El Hierro auf dem Plotterbildschirm sehen. Über das Internet hatte uns auch VesselFinder auf dem Schirm. Auf diesem Wege sahen wir auch, daß ein größerer Katamaran von Süden kommend sich Puerto Tazacorte näherte. Nur unser AIS zeigte ihn nicht. Das müssen wir noch aufklären!

Puerto Tazacorte mal von See aus gesehen . . .

Touristenboot auf Wal- und Delfinsuche . .

Nach 7 sm wurde der Seegang zunehmend ruppig und der Wind brieste bis auf 25 kn in den Böen (6 Bft) auf. Der Weg zurück wurde bald angenehmer trotz zunehmender Bewölkung. Weiter unter Land sahen wir einige Delfine zunächst in größerer Entfernung, bis einige plötzlich vor unserem Boot auftauchten und wieder verschwanden. Andere sprangen aus dem Wasser, wir waren begeistert. . .

Alles ging so schnell, für Fotos hat’s nicht gereicht.

Wenigstens konnten wir schön segeln . .

Da wir von der Insel noch mehr sehen wollen, haben wir dank unserer Wanderführer immer neue Ideen, was wir noch ansehen sollten:

So die Fahrt nach Los Canarios im Süden der Insel. Hier waren wir im letzten Jahr schon einmal gewesen, aber ohne Wanderstiefel. Der Wagen wurde am Besucherzentrum am Vulcan de San Antonio abgestellt und dann ging es einen markierten Weg recht steil am Fuß des Vulkans bergab. Auf der einen Seite der Vulkan, auf der anderen Seite die Lavafelder, auf denen heute Wein angebaut wird. Der Weg führte uns weiter zum Volcan de Teneguia, der erst 1971 ausbrach. Auf dem schmalen steinigen Pfad waren wir froh, festes Schuhwerk zu haben. Auf diesem jüngsten Vulkan der Kanaren hat sich Vegetation bisher noch nicht ansiedeln können. Der weitere Weg führte zeitweise parallel zu mächtigen Lavaströmen, teils wurden diese auch überquert. Wir näherten uns den Leuchttürmen an der Punta de Fuencaliente. Immer wieder mussten wir zurück blicken. Dieses Farbenspiel erinnerte uns sehr an Lanzarote und Fuerteventura. . .

Unterhalb des Volcan de San Antonio ging’s in Serpentinen bergab . .

Auf den umliegenden Lavafeldern wird Wein angebaut . .

Blick auf den Volcan de Teneguia und mächtige Lavaströme . . .

Dieses Farbenspiel erinnerte uns an Lanzarote und Fuerteventura . . .

Nachdem wir die Leuchttürme und die Salinas von Fuencaliente erreicht hatten, war erstmal eine Pause angesagt. Nach dem Verzehren unserer Brotzeit an den Salinas haben wir uns noch ein Plätzchen auf der Sonnenterrasse des dortigen Restaurants gegönnt. Es war reichlich Zeit, denn die Busse fuhren nur alle 2 Stunden.

An der Südspitze der Insel bei den Leuchttürmen . . .

Traditionelle Salzgewinnung mit Verdunstungssbecken . . .

Schließlich konnten wir mit dem Bus in Richtung Los Canarios zurück fahren. Wir hatten dabei Glück, denn die Fahrerin setzte uns unweit des Parkplatzes ab. Dabei wurden wir noch auf eine Weinkellerei aufmerksam, die Weine aus der Gegend anbot, genauer gesagt von den Lavahängen, an denen wir vorbei gelaufen waren. Nachdem wir den Wein sehr lecker fanden, haben wir mit einigen Flaschen unseren Bestand ergänzt. . .

Ein anderes Wanderziel war die Playa de la Veta. Nach dem Führer schien alles ganz einfach. Zunächst mit dem Pkw nach Tijarafe fahren und dann von der Hauptstraße abzweigen auf einen zunehmend abenteuerlichen Weg. Problem Nr. 1, wir fanden den Abzweig nicht, trotz mehrfacher Versuche. Schließlich bot der Wanderführer noch eine Alternativzufahrt an, die auch im realen Leben existierte. Die Straße war extrem schmal, zunächst noch asphaltiert und ziemlich steil. Bald ging der Weg in einen betonierten noch steiler abfallenden Pfad über. Uns war nicht wohl dabei, der Führer hatte eine starke Nerven erfordernde Fahrt prophezeit. . .

Schließlich kamen uns einige Pkws entgegen. Im Ersten fuhren einige Holländer, die wieder umgedreht waren („Wir kommen aus Holland, da ist alles flach. Dies ist hier nix für uns“). Aber der Zielparkplatz wäre nicht mehr weit. So sind wir doch bis zu diesem weiter gefahren. Hier standen noch mehr Pkws, wir waren also nicht ganz allein. Danach haben wir uns zu Fuß auf den Weg gemacht. Bald mussten wir durch einen 50 m langen Tunnel gehen. Dann ging’s mal wieder steil in Serpentinen bergab. Bald war das Tagesziel der Playa de la Veta zu sehen. Eine etwa 100m lange feinsandige Badebucht, umgeben von bis zu 400m hoch senkrecht ansteigenden Felswänden. Davor gruppierten sich zahlreiche Häuschen mit kleinen Gärten. Einige Behausungen waren auch in den Fels gebaut. Dieser Ort hat eine jahrhundertealte Geschichte. Während hier früher die Bewohner ein schweres Dasein hatten, werden die Häuser heute vorwiegend als Wochenendhäuser genutzt.

Durch diesen Tunnel musste man durchgehen . . .

Wir nähern uns dem Tagesziel, Playa de la Veta . . .

Der kleine Strand . . .

Nach einer ausgiebigen Pause haben wir uns gegen 16 Uhr auf den Rückweg gemacht. Unser Kalkül war dabei, um diese Zeit keinen Gegenverkehr mehr zu haben. Der erste Teil der steil in engen schmalen Kurven ansteigenden „Straße“ war nur im ersten Gang zu schaffen. Uns fiel ein großer Stein vom Herzen, als wir die Hauptstraße wieder erreicht hatten. Der restliche Weg nach Puerto Tazacorte war danach ein Kinderspiel . . .

Nach so aufregenden Unternehmungen gönnen wir uns meist einen Ruhetag. Da können einige Stunden am Strand mit Schwimmen im Atlantik ( ca. 19 Grad ) bei abfallen, oder es ist am Boot was zu erledigen . . .


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