Karneval Los Indianos oder Pulverkarneval La Palma

Gerade noch rechtzeitig zum beginnenden Karneval verzog sich das Calimawetter und die Luft wurde wieder klarer. Zumindest an der Küste. Für die Karnevalshochburgen auf La Palma galt das natürlich nicht, denn hier wird ein besonderer Brauch gepflegt. Alles und jeder wird mit Talkum weiß eingesprüht, dabei dürfen weiße Staubschwaden nicht fehlen.
Wir waren bisher zur Karnevalszeit meist zu Hause, so war es für uns klar, dieses Spektakel wollten wir uns ansehen.
Am Samstag den 10.02. sind wir nachmittags mit dem Bus nach Los Llanos gefahren und dann Richtung Innenstadt gelaufen. Schon der leicht ansteigende Weg vom Busbahnhof stadteinwärts war eine Herausforderung . An beiden Straßenseiten standen PKWs mit geöffneter Hecktür. Die meist jungen Leute hatten sich bunt verkleidet und Musik und Getränke in größeren Behältnissen mitgebracht.

Natürlich war die ganze Umgebung schon weiß eingestaubt, sodass das zu Fuß laufen auf dem rutschigen Untergrund abenteuerlich war. Auch bekamen wir hin und wieder eine Ladung Talkum ab, das steigerte bei einigen die Feierlaune. Am Plaza de Espania wechselten sich Gruppen von verkleideten Erwachsenen mit kleineren Kindern ab, deren Hauptbeschäftigung darin bestand die Großen in Talkumwolken zu hüllen oder sich gegenseitig mit dem Pulver einzustauben. Und wenn der Vorrat verbraucht war, nahmen die Kleinen die Hände und kratzten das Zeug vom Fußweg auf . . .

Überall wurde gern gepost . .
Die Kinder im Pulverrausch . .


An vielen Stellen wurde Musik gemacht und es wurde zu den Rhythmen getanzt. Aber immer blieb die Stimmung fröhlich und ausgelassen. Nach 2 Stunden war unser Bedarf erstmal gedeckt und
wir sind wieder zurückgefahren.
Am Rosenmontag wollten wir nach Sta.Cruz de la Palma. An diesem Tag sind alle Fahrten frei, damit jeder die Möglichkeit zum Feiern hat. Wir sind schon früh gestartet, denn wir wollten vor 10 Uhr in Sta Cruz sein. Noch während der Fahrt durch Los Llanos füllte der Bus sich mit weiß gekleideten Karnevalisten, sodass niemand mehr zusteigen konnte.
Der Karneval in Sta Cruz/La Palma ist auf den Kanaren ganz besonders. Es wird an die Palmeros erinnert, die nach verschiedenen Auswanderungswellen zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert
nach Venezuela und Kuba zurück kamen. Meist waren sie zu Wohlstand und Reichtum gekommen und feierten bei ihrer Rückkehr ausgiebig mit kubanischem Rum, Zigarren, kubanischer Musik und Tanz.
An diesem Tag, dem Dia de Los Indianos wird die Stadt in weißes Pulver gehüllt. An diesem Tag spazieren die Menschen ganz in weiß gekleidet, mit Sombreros an denen Geldscheinbündel stecken und dicken Zigarren im Mundwinkel durch die weiße Pulverwüste.
Den Auftakt des Karnevals bildet die Ankunft der „Negra Tomasa“ einer sehr fülligen Frauengestalt in weiten Gewändern im Stil einer kubanischen Dienstmagd. Unter großem Jubel wird diese Fantasiegestalt jedes Jahr auf dem Plaza de Espana als Botschafterin Kubas in Empfang genommen. Für einen Tag wird der Platz dann in Plaza de Habana umbenannt . .


Woher die Sache mit dem weißen Pulver stammt ist nicht geklärt. Es könnte eine Anspielung auf reiche Kubaner sein, die sich damit das Gesicht gebleicht haben, oder als Erinnerung an Reinigungsprozeduren auf den Schiffen, bevor die Heimkehrer an Land durften.
Wir haben uns entsprechend eingekleidet unters Volk gemischt und die freundliche Atmosphäre genossen. An vielen Plätzen ertönten kubanische Klänge, die Menschen tanzten fröhlich und tranken dazu. Wir waren jedenfalls beeindruckt und dazu blauer Himmel und Sonne.

So fühlten wir uns passend gekleidet . .
Am Plaza de Espana . .
Gleicher Ort, andere Perspektive . .
Die Dame kenne ich . .


Im Laufe des Vormittags legten noch einige Fähren von Teneriffa kommend an und entließen Hunderte von weiß gekleideten Leuten in die Stadt, es sollte noch voller werden.
Wir sind am Nachmittag dann wieder zurück gefahren. Die Party konnte ohne uns weiter gehen.
In Los Llanos warteten wieder mehr Fahrgäste auf den Bus nach Sta.Cruz als der Bus mitnehmen konnte.
Hinterher konnte man lesen, es haben über 60000 Leute gefeiert. Am nächsten Tag soll es in der Stadt nur noch so gestunken haben . .
Trotzdem, wir waren begeistert und zufrieden dieses Fest gesehen zu haben.


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